Eine vermeintlich sichere Fondsbeteiligung wird zum Risiko

Wie die Finanzzeitschrift „Capital“ in ihrer Ausgabe vom 26.02.2010 berichtete, hat das Emissionshaus HCI Capital für den Flugzeugfonds „Aircraft One“ zu wenig Anlegergelder einsammeln können. Da das Emissionshaus eine so genannte Platzierungsgarantie abgegeben hat, muss das Fondshaus auch als Garantiegeber herhalten. Da die HCI Capital allerdings für zahlreiche weitere von ihr aufgelegte Fonds die Platzierungsgarantie übernommen hat, konnte sie die benötigten Mittel nicht aufbringen. ...

Die beiden Boings 777 fliegen ohne Probleme, die Fluggesellschaft Air Canada zahlt pünktlich ihre Raten. Doch müssen die Anleger des HCI-Flugzeugfonds „Aircraft One“ bangen, wie ihr Investment letztendlich ausgeht.

Bei Flugzeugfonds beschäftigen sich Interessenten in der Regel vor allem mit der Bonität der Gesellschaft, in die die Maschinen verleast werden. Die Leasingnehmerin kümmert sich um Betrieb und Wartung und überweist dafür fest vereinbarte Raten an den Fonds. Für den Veräußerungserlös der Flugzeuge am Ende der Laufzeit liefern Datenbanken mit Marktpreisen für Gebrauchsmodelle Anhaltspunkte.

Dies alles hat Flugzeugfonds in der Vergangenheit zu Investments mit wenig Fantasie, aber überschaubaren Risiken gemacht.

Wie das Beispiel der HCI Capital zeigt, hat sich keiner der Investoren dagegen Gedanken darum gemacht, was eigentlich passiert, wenn nicht genug Geld bei den Anlegern eingesammelt wird. Da vorliegend eine Platzierungsgarantie gegeben wurde, musste sich der einzelne Anleger  in der Regel auch keine Gedanken hierüber machen.

Problematisch wird dies nur dann, wenn - wie vorliegend - das Emissionshaus diese Platzierungsgarantie nicht mehr bedienen kann.

Beim Flugzeugfonds „Aircraft One“ konnte die Gesellschaft nur rd. US-Dollar 20 Mio. einsammeln, garantiert hatte sie allerdings für US-Dollar 136 Mio. Daneben hatte das Emissionshaus auch Platzierungsgarantien für bestellte Schiffe abgegeben, die in neu aufgelegte Schiffsfonds eingebracht werden sollten.

Die Absatzzahlen sind allerdings aufgrund der Wirtschaftskrise drastisch eingebrochen. Wie aus dem Bericht im III. Quartal 2009 ersichtlich, summierten sich die finanziellen Verpflichtungen der HCI Capital für Bürgschaften, Garantien und ähnliches auf rd. EUR 1,8 Mrd ! Dies war für die HCI Capital zu viel, sie hatte sich deutlich verhoben.

Diese Konstellation führt nunmehr dazu, dass auch die Anleger der einzelnen Fonds massive Probleme haben. Bei der Gesellschafterversammlung für den „Aircraft One“ am 26.01.2010 wurden die Anleger darüber informiert, dass die HCI Capital nicht einmal die Mittel hat, um die fehlenden Millionen ihres Fonds abzudecken. Der HCI-Vorstand machte laut Protokoll klar, dass „… ein Ziehen der Platzierungsgarantie zur Insolvenz der HCI Capital AG führen würde“.

Um die Finanzierungslücke zu stopfen, blieb nur das Bankhaus Nord/LB, die bereits die Zwischenfinanzierung gestellt hatte. Die Nord/LB lässt sich ihr Engagement allerdings fürstlich bezahlen: sie bekommt eine Bereitstellungsgebühr von 4,08 Mill. Dollar und kassiert 2010 voraussichtlich 11,5 % Zinsen, 2011 sollen es noch 10 % und danach 8,5 % p.a. sein.

Die Fondsgeschäftsführung räumte laut Versammlungsprotokoll selbst ein, dass „… erhebliche Risiken bestehen, die über die ursprünglichen prognostizierten Risiken hinausgehen“.

Die anwesenden Gesellschafter konnten somit nur zwischen einem kleineren und einem größeren Übel abstimmen und haben letztendlich mit großer Mehrheit für das Konzept gestimmt.

Unklar ist und bleibt, wie viele Investoren anderer Fonds der HCI Capital vom Rückzug aus Garantien und Bürgschaften betroffen sind.

Die Konsequenzen für die Anleger können allerdings verheerend sein:

Aus einem Fonds mit überschaubarem Risiko ist durch die hohe Kreditbelastung ein riskantes Investment geworden. Mit den Erlösen aus der Vermietung ist nach neuer Prognose kein Totalgewinn mehr zu erzielen. Erst durch den Veräußerungserlös wird das Ergebnis positiv.

Weitere unschöne Folge: der Fonds erhält nunmehr gewerblichen Charakter und wird den Verkaufserlös nicht mehr steuerfrei einstreichen können.

Ist der Verkaufserlös deutlich weniger als erwartet oder überweist  Air Canada die Leasingraten doch nicht mehr wie geplant, müssen Anleger „ein signifikant erhöhtes Verlustrisiko“  tragen, heißt es in einem Schreiben der Fondsgeschäftsführung. Die Anleger müssen also bis zum Schluss bangen, wie ihr Investment ausgeht. Allerdings kann aufgrund der nunmehr geänderten Zahlen davon ausgegangen werden, dass das Investment eigentlich nur zum Verlust führt.

Die Anleger erhalten zwar über die auf 12 Jahre verkürzte Fondslaufzeit weiterhin 7 % Ausschüttung pro Jahr. Doch das Geld stammt - wie nunmehr jedem bekannt - bis zum Veräußerungsjahr nicht aus erwirtschafteten Gewinnen. Es kann somit nach den gesetzlichen Vorschriften jederzeit zurückgefordert werden!

Wer kommt für diese Verluste auf ?

Es dürfte selbstredend sein, dass keiner der Anleger im Vorfeld dieser Änderungen auf dieses eigentlich jedem Fonds innewohnende Risiko hingewiesen worden ist. Der Investor muss allerdings über sämtliche mögliche Risiken im Vorfeld seiner Anlageentscheidung - sei es mündlich durch den Berater oder durch Übergabe eines vollständigen und richtigen Emissionsprospektes - aufgeklärt werden.

Sollte eine solche Aufklärung nicht erfolgt sein, bestehen unter Umständen Schadenersatzansprüche. Damit kann der Anleger das vollständige Investment rückabwickeln, d.h. er bekommt seine Einlage zurück und muss im Gegenzug lediglich seinen Fondsanteil zurück übertragen.

Wir raten geschädigten Anlegern auch vergleichbarer Fondskonstellationen eindringlich an, ihre etwaigen Ansprüche fachkundig prüfen zu lassen.

Wir weisen darauf hin, dass Schadenersatzansprüche drei Jahre nach Kenntnis des Geschädigten verjähren. Mithin sollten sich Geschädigte nicht allzuviel Zeit lassen.

 

Patrick M. Zagni

Rechtsanwalt / Fachanwalt für
für Bank- und Kapitalmarktrecht