Nach neuen Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften würden die langfristigen Kredite zur Finanzierung von Schiffsfonds zu viel kostbares Kapital binden, meint die Commerzbank AG. „Dies alles macht das Geschäftsmodell der gewerblichen Immobilienfinanzierung und der Schiffsfinanzierung für uns nicht mehr attraktiv“, wird deren Vorstand Blessing in den Medien zitiert. Nun sollen bestehende Darlehen für Schiffe schrittweise so abgebaut werden, dass daraus keine großen Verluste entstehen – für die Bank natürlich. An Schiffskrediten hat die Commerzbank etwa 20 Milliarden Euro ausstehen, wird gemeldet. Gelingt es den von der Commerzbank AG finanzierten Schiffsfonds nicht, andere Anschlussfinanziers zu finden, drohen Pleiten auf breiter Front.

 

Rentnerin 5 Schiffsfonds verkauft ...

Pleiten anderer Art erlebt die Commerzbank AG mit Anlegern, denen sie risikoreiche Schiffsbeteiligungen als angeblich sinnvolle Kapitalanlage empfohlen hat. Einer Rentnerin schwätzte ein Anlageberater der Commerzbank AG zwischen deren 76sten und 80sten Lebensjahr fünf Schiffsfondsbeteiligungen auf, die kürzlich das Landgericht Essen beschäftigten.

Die heute 84jährige und mit solchen Geldanlagen völlig unbedarfte Seniorin wurde durch die absurden Empfehlungen des Mitarbeiters der Commerzbank AG Anteilseignerin der MPC Flottenfonds III Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG, der MS "VIRGINIA" Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG, der DS-Rendite-Fonds Nr. 116 DS National GmbH & Co. Containerschiff KG, der DS-Rendite-Fonds Nr. 117 DS Patriot GmbH & Co. Containerschiff KG und der des HT-Flottenfonds V, bestehend aus der Schiffahrts-Gesellschaft „HS ELEKTRA“ mbH & Co. KG (39 % der Zeichnungssumme), der Schiffahrts-Gesellschaft „HS BERLIOZ“ mbH & Co. KG (30 % der Zeichnungssumme) und der Schiffahrts-Gesellschaft „HS SCOTT“ mbH & Co. KG (31 % der Zeichnungssumme).

Dass die Bank für ihren Rat, sich so massiv an dieser Produktlinie zu beteiligen, satte Vertriebsprovisionen von den Emittenten der Schiffsfonds kassiert hat, wurde nach Schilderung der Anlegerin von der Commerzban AG in den Beratungsgesprächen verschwiegen. Die Anlegerin forderte nun von der Bank Schadensersatz wegen falscher Anlageberatung. Das Landgericht Essen sah den Ablauf der Beratung so kritisch, dass die Commerzbank AG zur Vermeidung eines Prozessverlustes in einen guten und von der Anlegerin akzeptierten Vergleich einwilligte. Ihr blieb so die weitere Aufregung eines Prozess durch alle Instanzen erspart. Und das Landgericht Essen legte der beklagten Bank alle Kosten des Verfahrens auf.

Wir vertreten zahlreiche Anlagekunden der Commerzbank AG. Diese lehnte in den vertretenen Fällen bisher fast immer eine außergerichtliche Regulierung ab und akzeptiert noch nicht einmal Voten ihrer eigenen Kundenbeschwerdestelle. Offenbar dient diese Haltung selbst langjährigen Kunden gegenüber der Abschreckung. Jeder Kunde der Bank, der sich nicht traut, den Gerichtsweg zu beschreiten, spart der Commerzbank AG im Zweifel viel Geld für Schadensersatz.

Dabei sind die gerichtlichen Erfahrungen mit Anlegern gegen die Banken und Sparkassen sehr positiv. Wir können Kunden dieser Bank nur dringend ermutigen, sich zu den bestehenden Möglichkeiten fachkundig beraten zu lassen.


Patrick M. Zagni

Rechtsanwalt / Fachanwalt für
Bank- und Kapitalmarktrecht